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mis à jour le 27/01/2009
mots clés : sujet, baccalauréat, septembre, 2008, L, LV1
"Deine Mutter", sagte Thilo. "Da unten steht deine Mutter!"
"Wie denn", sagte Carola und blinzelte gegen das Licht im Flur. "Meine Mutter ist doch drüben".
Da war eine, die hat gesagt, sie wäre deine Mutter, sagte Thilo. Ich will zu Carola, hat sie gesagt. Ich bin die Mutter. Klang ziemlich aufgeregt.
Darauf konnte sich Carola keinen Reim machen (1), und ehe ihr eine Entgegnung (2) einfiel, klingelte es.
Thilo ging, um zu öffnen. Carola horchte.
Ja, sie hörte eine Stimme, die nach ihrer Mutter klang, auch die Schritte - und als sie die Silhouette ihrer Mutter in der Tür sah, schrie Carola vor Schreck, einen spitzen, unterdrückten Schrei.
"Carola", sagte ihre Mutter. "Du bist noch im Bett?"
Sie schaltete das Licht ein und ging auf Carola zu, die vor Angst aufrecht im Bett saß.
"Wieso?" fragte Carola. Sie verstand überhaupt nichts. Wieso taucht ihre Mutter plötzlich im Westen auf? Wieso hat sie weder geschrieben noch angerufen? Wieso ist sie so glücklich? Wieso kommt sie ohne Carolas Vater, mit dem sie doch immer alles gemeinsam unternimmt? Und wieso fragt ihre Mutter sie um halb zwölf in der Nacht, wieso sie noch im Bett ist?
"Weißt du denn nicht, was passiert ist? Die Mauer ist auf!"
"Die haben die Mauer einfach aufgemacht?" fragte Carola. Sie war fassungslos (3).
"Klar!" sagte ihre Mutter. "Laß dich drücken, mein Kind!" Sie setzte sich auf die Bettkante, schlang ihre Arme um Carola und merkte, daß auch sie sich gegen ein Aufwallen starker Gefühle nicht wehren (4) konnte.
"Der Vati hat... Der Vati wollte nicht mit, der hat gesagt, daß ich nie bei dir ankomme." Frau Schreiter gab sich keine Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten. "Aber siehste - nun bin ich hier!"
Carola paßte dieser unangemeldete Besuch überhaupt nicht. Sie war dabei, ein neues Leben zu beginnen - und plötzlich brach das alte Leben ein, stand im Zimmer, ungebeten, sächselnd (5), laut, nannte sie mein Kind, sprach vom Vati, machte einen auf tränenreiches Wiedersehen und interessierte sich überhaupt nicht für Carolas Erfolge der letzten Wochen.
"Darf ich euch erst mal bekannt machen", sagte Carola. "Das ist Thilo - und das ist meine Mutter."
"Hab ich mir schon gedacht", sagte Thilo und gab Carolas Mutter die Hand. Die blickte ihn aus verheulten (6) Augen an. "Angenehm", sagte sie und schniefte (7) ungeniert. "Entschuldigung, aber ich ..." Es ging nicht, sie weinte schon wieder.
"Bist du mit dem Auto gekommen?" fragte Carola, um Versachlichung bemüht (8).
"Nu", sagte Frau Schreiter. "Glaubst du, ich hab einen Parkplatz gefunden? Nicht die Spur! Nirgends een Parkplatz! Da hab ichs auf dem Bürgersteig abgestellt."
"Das ist riskant", sagte Carola. "Da kanns dir halt abgeschleppt (9) werden."
Frau Schreiter hatte Mühe, Carola wiederzuerkennen. So kalt war sie früher nicht, und dieses »halt«, von dem Frau Schreiter nicht wußte, was es eigentlich bedeuten soll, weil es überall hinpaßte, hatte Carola auch nie benutzt, nie. [...]
"Willst du noch mal aufstehn?" fragte Thilo.
"Da fragen Sie noch?" sagte Carolas Mutter. "Carola, wenn du wüßtest, was draußen los ist!"
Carolas Mutter erhob sich, und die Worte sprudelten aus ihr. Sie erzählte von den Zuständen (10) an der Grenze, lud Thilo zu Weihnachten nach Zwickau ein, wo die ganze Familie beisammen wäre, da ja nun auch Carola wieder nach Hause kommen könnte.
Carola zog sich an. Als sie aus der Wohnungstür trat, sagte Frau Schreiter voller Bewunderung : "Carola, weißt du, wie du aussiehst? Wie eine aus dem Westen!"
Carola schaute ihre Mutter entsetzt an, doch die redete weiter. "Wenn man dich so sieht, du bist gar nicht zu unterscheiden von denen!" Sie war stolz auf Carola. [...]
"Wollen wir an die Mauer gehen?" fragte Thilo.
Niemand widersprach. Carola fühlte einen gewissen Unwillen. Sie war im Westen, und jetzt holte sie der Osten, aus dem sie weggelaufen war, wieder ein (11). Ihre Mutter glaubte, sie sei eine ausm Osten, die sich nur westlich verkleidet hätte. Sie sollte an die Grenze, gucken, wie die aus dem Osten kommen. Was hatte sie mit denen zu tun? Sie studierte Ethnologie, interessierte sich für exotische Kulturen, wovon die, die da kamen, keine Ahnung hatten.
Sie war keine von denen! Wieso glaubte Thilo, die würden sie interessieren?
Nach Thomas Brussig, Wie es leuchtet, 2004
Vous répondrez sur votre copie sans recopier les questions, mais en précisant chaque fois le numéro
de la question et des énoncés. Pour les questions I.b, III. et IV. de la partie compréhension, répondez selon le modèle indiqué en exemple.
ÉTUDE DU TEXTE |
I. a. Welches wichtige Ereignis der Geschichte steht im Mittelpunkt des Textes? Notieren Sie die richtige Antwort und zitieren Sie eine Textstelle.
b. Zeit und Ort der Handlung: Notieren Sie jeweils die richtigen Antworten.
Beispiel: Die Szene spielt am 9. November 1989.
Die Szene spielt
II. Orte und Personen: Was stimmt? Notieren Sie die drei richtigen Sätze.
III. Richtig oder falsch? Begründen Sie jede Antwort mit einem Zitat.
0. Falsch: (Z. 10) [...] und ging auf Carola zu, die vor Angst aufrecht im Bett saß.
0. Carola will gerade ins Bett gehen.
IV. Was empfinden Carola und ihre Mutter in dieser Nacht? Welche Sätze passen zu Carola, welche zu der Mutter? Begründen Sie jede Antwort mit einem Zitat aus dem Text.
Beispiel: Carola ist zunächst erschrocken.
(Zeile 8) [...] schrie Carola vor Schreck, einen spitzen, unterdrückten Schrei.
0. ...ist zunächst erschrocken.
V. Sie war dabei, ein neues Leben zu beginnen - und plötzlich brach das alte Leben ein [...]. (Z. 21-22) Wie verstehen Sie diese Textstelle? Notieren Sie die richtige Antwort.
VI. Am nächsten Tag schreibt Thilo seinem Freund Daniel in einer E-Mail, was in der letzten Nacht bei ihm zu Hause geschehen ist und erzählt ihm, was sich zwischen Carola und ihrer Mutter abgespielt hat. Verfassen Sie diese E-Mail. [mindestens 120 Wörter]
VII. Behandeln Sie eines der beiden Themen. [mindestens 150 Wörter]
a. Einige Tage nach dem bedeutenden Ereignis soll Carola für die Berliner Zeitung einen Artikel schreiben, in dem sie erklärt, warum sie sich für ihr aktuelles Leben entschieden hat. Verfassen Sie diesen Artikel.
ODER
b. Kann man Ihrer Meinung nach in einem fremden Land ein neues Leben anfangen?
TRADUCTION |
Übersetzen Sie die Zeilen 38-46 (Sie erzählte... fragte Thilo.) ins Französische.
niveau : Terminale L, B2
type pédagogique : sujet d'examen
public visé : enseignant, élève
contexte d'usage : classe, travail autonome
référence aux programmes :
information(s) technique(s) : sujet prêt à l'emploi, au format .rtf;
Merci à Thérèse TOURNEMAINE du Pas -de-Calais qui nous a envoyé tous les sujets de la session de septembre !
taille : 37 Ko ;
allemand - Rectorat de l'Académie de Nantes